Wir schnüren unsere Wanderstiefel, schultern den Rucksack und werfen auf dem Weg zur Tür noch schnell die halb gefrorene Steinofenpizza ein. Es ist wieder Messezeit! Unser heutiges Ziel: Die Polaris Convention in Hamburg.
So sehr wir die Kölner gamescom auch lieben, so muss ich auch zugeben, dass sich das Messe-Urgestein aufgrund seiner Größe etwas unpersönlich anfühlen kann. Ganz anders ist hier die Polaris aufgestellt. Als junge, publikumsorientierte Veranstaltung die jetzt zum dritten Mal stattfand, ist sie perfekt auf die Bedürfnisse der heutigen Convention-Gänger zugeschnitten. Wie genau das funktioniert? Kommt mit, greift euch ’ne Pizza und folgt mir auf einen kleinen Trip durch die Messehallen!
Wichtigstes Werkzeug für dieses Gefühl der Verbundenheit ist eine eigene App für das Smartphone. Hier könnt Ihr sowohl Messeplan als auch Veranstaltungs-Programm aufrufen, doch dies sind nur die Basics. Überall auf der Messe waren Sticker mit QR-Codes versteckt, die gescannt werden wollten. Dadurch wurden wie in einem Rollenspiel Erfahrungspunkte gesammelt und es entstand eine eigene Mini-Quest mit viel Gesprächspotential (Hast du schon den Code gefunden?). Messe-Besucher konnten sich auch gegenseitig scannen und so die Freundesliste füllen. Für die Anführer der Bestenlisten gab es sogar Steam Decks zu gewinnen. Auch wenn die App auch im dritten Versuch bei weitem noch nicht rund lief und die Netze gelegentlich überlastet waren, so wird die App doch permanent verbessert und weiterentwickelt. Für ein gutes Gefühl sorgte ein Stand mit App-Support, an dem auch der Entwickler anwesend war.
Stände von Nintendo, Capcom und Ubi Soft luden zum selber zocken ein. Im Gegensatz zur gamescom war dies ohne stundenlange Wartezeiten möglich und manchmal gab es sogar ein schickes Steelbook als Bonus. Bei Nintendo wurden Tütchen mit Samen für Pikmin-Blumen verteilt. Bei Capcom luden verschiedene Arcade-Sticks zum Street-Fighter-6-Härtetest ein.
Cosplay wird immer beliebter. Nicht nur weibliche, sondern auch immer mehr männliche Fans schmeißen sich in aufwendig geschneiderte Verkleidungen ihrer Lieblings-Figuren aus Game und Anime. Die Polaris unterstützte das bunte Treiben mit einer kostenlosen „Cosplay-Notfallstation“ an der mit Heißkleber und Nähmaschine kleinere Reparaturen durchgeführt werden konnten. Am Samstag wurden die schönsten ,aufwendigsten und kunstfertigsten Kostüme im Rahmen des großen Cosplay Contests ausgezeichnet.
Ein großes Highlight war der 3D-Latte-Art-Stand. Hier konnten sich die Besucher ihren Kaffee oder Kakao mit einem 3D-Motiv aus Milchschaum verzieren lassen – und das sogar kostenlos, wenn man denn die naturgemäß enorme Warteschlange in Kauf nehmen wollte. Auch sonst war für das leibliche Wohl reichlich gesorgt, auch wenn die anwesenden Food Trucks die üblichen Messe-Preise aufriefen. Die Trucks waren auf einer Freifläche zwischen den Hallen geparkt, sodass Besucher im Messe-Trubel zwischendurch frische Luft und blauen Himmel schnappen konnten. Dies mag sich wie eine Kleinigkeit anhören, erwies sich aber spätestens am besucherstarken (und ausverkauften) Samstag als enorm wertvoll.
Alte Leute wie ich freuten sich über die Retro Area und den angeschlossenen Flohmarkt. Am Stand des Retro Spiele Clubs Hamburg konnten allerlei alte Geräte ausprobiert und in Vitrinen bestaunt werden. Turrican auf Original-Hardware? Pinball Dreams mit originaler Flipper-Armatur? Eine Runde Out Run 2 oder ein Zeichensatz-Abenteuer im Klassiker Rogue wagen, dem Ursprung des Roguelike-Genres – all dies wieder einmal ohne große Wartezeiten. Im von Man!ac-Urgestein Stephan Freundorfer organisierten Retro-Flohmarkt durfte schließlich reichlich geshoppt werden, von Atari 2600 über SNES vis Playstation 5. In einer ruhigen Ecke habe ich sogar einige MSX-Datenbänder erspäht.
Auf der Hauptbühne liefen alle Fäden zusammen. Hier Wurde durch das Programm geführt, Gäste vorgestellt und es gab Musik-Acts. Einige der Gäste haben sogar Verstecken gespielt während sie sich von Kameras haben begleiten lassen. Ein Spektakel, das auf einer vollen gamescom niemals möglich gewesen wäre.
Die dritte Ausgabe der Polaris war erneut ein voller Erfolg und ein großer Spaß für alle Beteiligten. Die Veranstaltung wächst langsam, aber sicher zu einem Leuchtfeuer-Event im hohen Norden heran. Die Polaris 2025 ist bereits bestätigt und wird sicherlich noch etwas größer werden. Hoffen wir, dass es der Polaris gelingt ihren unverwechselbaren Charakter auch weiterhin beizubehalten.